Von 20.-22. September 2019 fand in St. Gilgen am Wolfgangsee (Oberösterreich) das 2. Taubblinden-Camp statt. Organisiert wurde das mehrtägige Treffen vom Gehörlosenverband Oberösterreich. Am Hauptbahnhof Linz wurden wir von unserem gehörlosen Bus-Chauffeur Martin Chalupar abgeholt und gemütlich zum Jugendgästehaus St. Gilgen gebracht, wo wir als Organisationsteam alle in Empfang nahmen.
Es nahmen insgesamt 16 Taubblinde, davon ein Deutscher und eine Japanerin, sowie 15 Assistent/innen und 12 Dolmetscher/innen am Camp teil. Als besonderen Gast durften wir die Taubblinden-Expertin Carolyn Jolley aus den USA begrüßen. Gemeinsam mit ihr durfte ich auch gleich am ersten Abend einen Workshop zum Thema „Haptik“ machen. Hier konnten wir in Rollenspielen einige haptische Zeichen zeigen, die unseren Alltag als taubblinde Menschen sehr erleichtern können.
Schon beim ersten Camp konnten wir viele Spiele kennenlernen, die taubblindengerecht aufbereitet waren. Diese hatten wir wieder mit im Gepäck – sehr zur Freude aller Teilnehmer/innen, die bis in die späten Abendstunden spielten.
Am Samstag gab es zwei Ausflüge zur Wahl: eine Seilbahnfahrt auf das Zwölferhorn (zu der uns der Geschäftsführer sogar kostenlos einlud!) oder eine Schifffahrt auf dem Wolfgangsee mit Altstadt-Besuch in Strobl. Ich entschied mich für zweiteres und besuchte mit meiner Assistentin Hermine die Altstadt. So unfallfrei und wohl hatte ich mich schon lang nicht mehr gefühlt. Hermine gab mir viele Hinweise beim Spazierengehen, was ich sehr genossen habe.
Zurück in St. Gilgen schlenderten wir auch dort durch den Ort und besuchten u.a. den dort gerade stattfindenden Kunsthandwerksmarkt. Auch hier war die Assistenz ein großer Vorteil für mich: Hermine beschrieb mir Gegenstände, die ich nicht sehen konnte, relativ genau. Das schätzte ich sehr und lud sie als Dank auf ein großes Eis ein.
Nach dem Gruppenfoto mit toller Kulisse vor dem Wolfgangsee stand am Nachmittag ein Workshop zum Camp-Thema „Ich und meine Welt“ am Programm. Dabei zeichneten wir – wieder mit Hilfe unserer Assistent/innen – auf großen Papierbögen unsere Körperkonturen nach und beklebten sie mit verschiedenen Gegenständen passend zu unseren Hobbies, Lieblingsspeisen, Leidenschaften etc. Im Anschluss wurden die Bilder aufgehängt und wir gingen begleitet von Dolmetscher/innen durch diese kleine selbstkreierte Ausstellung. So konnten wir die anderen Teilnehmer/innen besser und vor allem abseits ihrer Hör-Seh-Beeinträchtigung kennenlernen. Vielen Dank an dieser Stelle an die vis.com für diese tolle Idee!
Am Abend gab es einen kulinarischen Teil, bei dem uns Amerika, die Türkei, Italien und Südafrika mit typischen Köstlichkeiten vorgestellt wurden. Nachdem wir uns durchgeschlemmt hatten, konnten wir bei Tanzspielen unsere letzte Energie verbrauchen. Wir lernten verschiedene Tänze und gebärdeten gemeinsam zu den Liedtexten.
Am Sonntag gab es noch einen Vortrag von Uwe Zelle zum Thema „Empowerment“. Alle waren begeistert von seinen Inhalten und der vorgestellten Beratungsstelle. Nach dem Mittagessen ging es erschöpft, aber glücklich und mit vielen neuen Informationen wieder zurück nach Hause.
Ich bedanke mich bei unserem Organisationsteam, den Dolmetscher/innen und Assistent/innen für die gute Zusammenarbeit, bei unserem Bus-Chauffeur für die sichere Reise und auch beim Jugendgästehaus für die gute Bewirtung. Ich freue mich bereits wieder auf ein nächstes Camp!
Bericht vom September 2019,
Brigitte Baumann für den Gehörlosenverband Oberösterreich